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CarryHauser(1895-1985)

Biografie

Der junge Hauser um 1910

Carry Hauser wird am 16. Februar 1895 in Wien als Sohn einer Beamtenfamilie geboren. Nach dem Besuch des Schottengymnasiums und der Graphisches Lehr- und Versuchsanstalt studiert er an der k. k. Wiener Kunstgewerbeschule u. a. bei Adolf Böhm, Alfred Roller, Anton von Kenner und Oskar Strnad. Dort beschäftigt er sich als junger Student intensiv mit den unterschiedlichsten Gattungen wie der Malerei, den grafischen Künsten und der Bühnengestaltung – Dinge die sich auch in seiner späteren Karriere als vielseitiger Künstler bemerkbar machen.

 

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 meldet sich Carry Hauser begeistert als Freiwilliger zum Kriegsdienst an der Ostfront. Die dramatischen Kriegserlebnisse lassen ihn jedoch als überzeugten Pazifisten nach Wien heimkehren, viele seiner damaligen Arbeiten sind geprägt durch das Kriegstrauma. Bei der Regimentsausstellung in Troppau 1918 präsentiert er erste künstlerische Arbeiten. Dort lernt er auch den Schriftsteller und Dramatiker Franz Theodor Csokor kennen, dessen Werke er mehrmals illustrierte. Für Csokors expressionistisches Drama „Die rote Straße“ entwirft er das Bühnenbild.

Hauser um 1929

Zwischen 1918 bis 1922 pendelt Carry Hauser zwischen Wien und Passau. Er ist Protagonist der expressionistischen Künstlergruppen „Freie Bewegung“ und „Der Fels“, wo er sich auch mit dem deutschen Maler und Grafiker Georg Philipp Wörlen anfreundet. Sie arbeiten an verschiedenen Publikationen zusammen. 1919 lernt er in Wien seinen Förderer, den Kunstkritiker Arthur Roessler kennen, der ihm die Publikation der Grafikmappe „Die Insel“ ermöglicht. 1922 heiratet Hauser seine Freundin, die jüdisch stämmige Gertrud, geb. Herzog. Zwischen 1925 bis 1938 ist Hauser Mitglied der Künstlervereinigung „Hagenbund“, 1927 bis 1928 deren Präsident. Ab 1926 arbeitet er gemeinsam mit dem Maler und Grafiker Otto Rudolf Schatz an den Titelblättern von Arthur Roesslers Zeitschrift „Österreichs Bau- und Werkkunst“. Hausers Kunst ist geprägt durch die avantgardistischen Bewegungen des Expressionismus, Kubismus, Futurismus und der Neue Sachlichkeit. Verstärkt beschäftigt er sich mit sozialen Fragen in seinem Werk.

 

In den 1930er Jahren engagiert sich Carry Hauser in der Vaterländischen Front, 1938 wurde aufgrund seiner politischen Einstellung gegen ihn ein Berufs- und Ausstellungsverbot durch die Nationalsozialisten verhängt. Einer Berufung an die Kunstschule in Melbourne in Australien 1938 wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert. Im Exil in der Schweiz betätigt sich Hauser hauptsächlich literarisch u. a. im Roman „Zwischen gestern und morgen“ (1945) und dem Märchen „Maler, Tod und Jungfrau“ (1946). Seine Frau Gertrud muss aufgrund ihrer jüdischen Abstammung in die Niederlande emigrieren.

Carry Hauser vor seiner Staffelei

Nach seiner Rückkehr nach Wien mit seiner Familie 1947, beteiligt sich Carry Hauser in der Nachkriegszeit am Wiederaufbau des Hagenbunds und der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs. Er wird Aktivist gegen Antisemitismus. 1952 wird er Generalsekretär, später bis 1972 Vizepräsident des Österreichischen P.E.N. Clubs sowie Ehrenpräsident des Neuen Hagenbundes. Hauser widmet sich neben publizistischen Tätigkeiten der Kunst am Bau, etwa mit dem Wandmosaik „Befreiung Österreichs“ (1956) im Gemeindebau in der Simonygasse in Währing. 1967 reist Hauser erstmals nach Afrika, ein Kontinent der ihn bis zu seinem Tod fasziniert und sein Spätwerk prägt. 1985 wird er mit dem Ehrenring der Stadt Wien ausgezeichnet. Am 28. Oktober 1985 stirbt Carry Hauser in Rekawinkel in Niederösterreich.

 

Carry Hauser gilt heute als Vorreiter der Moderne. Als bildender Künstler und Schriftsteller hinterließ er ein vielseitiges Werk, das sich durch sein kontinuierliches humanes Engagement auszeichnet. Neben Malereien, Zeichnungen und Grafiken, entwarf er Bühnenbilder und Werbeplakate, verfasste Essays und Romane und schuf monumentale Wandarbeiten im urbanen Raum.

 

Hausers Arbeiten befinden sich heute in zahlreichen Museen und Sammlungen, so etwa im Belvedere, der Albertina und dem Tiroler Landesmuseum in Innsbruck.